Immer wieder lese ich „XYZ ist eine gefährliche Idee, weil es den Wettbewerb einschränken würde“, neulich zum Beispiel in der NZZ anlässlich der Fair-Food Initiative. Es kommen nur die Befürchtungen der Wirtschaftsvertreter zu Worte, die dadurch Einschränkungen und Einbussen zu erwarten hätten. Die gefährliche Initiative fordert dass für Nahrungsmittelimporte in die Schweiz die selben Qualitätsregeln wie für Schweizer Produkte gelten. Das scheint auf den ersten Blick nicht übermässig reaktionär, würden nicht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sehr viele der Importprodukte kläglich an dieser Hürde scheitern und somit in Zukunft keinen legalen Zugang zum Schweizer Markt finden. Und das würde mit ebenso an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sowohl bei den ausländischen Exporteuren, wie den Schweizer Importeuren und dem Detailhandel zu empfindlichen Einbussen führen. Außerdem würde es vermutlich schwierig, gewisse „Schweizer“ Produkte, bei denen außer im Namen nicht viel aus der Schweiz drin ist ohne Produktionsunterbruch zu produzieren, weil man zuerst einmal die entsprechenden Inhaltsstoffe in der Schweiz „sourcen“ müsste.
Die Initiative will Regionalität, artgerechte Tierhaltung und fairen Handel fördern. Eigentlich drei gute Ziele, die aber einen sauren Nachgeschmack im Munde derjenigen hinterlassen für die „fairer Handel“ und „artgerechte Tierhaltung“ nicht nur kein ernstzunehmendes, sondern gar kein Kriterium sind. „Fair“ heisst für die Mehrheit der Produzenten teuer und ist daher lediglich gleichbedeutend mit schrumpfenden Profiten. „Regionalität“ ist in diesem Zusammenhang ein nettes, grün-angehauchtes Lippenbekenntnis, das sich gut auf der Verpackung macht – sofern es keine Extrakosten verursacht, und nur selten ein Firmenprinzip das auch umgesetzt wird.
Die Marktregulierung und die Einschränkung des freien Marktes ist der Sinn von fairen Arbeits- und Produktionsbedingungen, keine unerwünschte Nebenwirkung. Der Ausbeutung von Mensch, Tier und Umwelt soll Einhalt geboten werden. Eine uneingeschränkte freie Marktwirtschaft zu haben bedeutet, dass Firmen von Ausbeutung, Zerstörung und Unterdrückung profitieren können, ohne für die Kosten der Schäden aufkommen zu müssen. Leider ist das weitgehend der Status quo – und das ist nicht wünschenswert. Deshalb braucht es Änderungen. Deshalb braucht es mehr Motionen wie die Schweizer Fair Trade Initiative die die freie Marktwirtschaft gefährden. Und sie sollten angenommen und umgesetzt werden.